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Hause sind. Aber Ihr bedürft ohne Zweifel Nahrung und sodann der Ruhe, und sollt mir ein willkommener Gast sein.

Hierauf führte sie ihn in den Palast hinab in einen prächtig erleuchteten Saal, weckte ihre Leute und ließ eine Menge Gerichte auftragen, von welchen er wählte, was ihm gefiel, und sich dann zur Ruhe begab.

Weil der Prinz herzlich müde war, so hatte er eben noch nicht Zeit gehabt sich in die Prinzeßin zu verlieben, obwohl er bei dem Schein der Wachslichter gesehen hatte, wie wunderschön sie war. Er legte sich nieder und schlief fest.

Nicht also aber die Prinzeßin. Sie begab sich auch zur Ruhe, aber sie schlief nicht, sondern war beunruhigt, denn das Bild des schönen Prinzenjünglings stand immer vor ihren Augen, wiewohl dieselben geschloßen waren.

Am andern Morgen schmückte sich die Prinzeßin sehr sorgfältig, denn sie wußte wohl, daß Kleid und Schmuck mit Geschmack ausgewählt, die Schönheit erhöhen.

Sie ließ sich bei dem Prinzen zuerst anmelden, und dieser war bereit sie zu empfangen.

Hier setzten die Beiden sich mit den allerzierlichsten und gekünsteltsten Worten und Sitten einander in die angenehmste Unterhaltung von der Welt, aber nicht nur mit verbindlichen und lieblichen Redensarten und Worten, sondern auch mit entzündenden Blicken und Gebehrden beschoßen sie sich, und den Prinzen trafen die Augen und Mienenpfeile der Prinzeßin also sehr, daß selbst die Sporen an seinen Halbstiefeln verwundet wurden.

Bald war die Rede von ewiger Treue und Liebe, und von dem Glück einer solchen Luftlustreise, die Herzen zusammenführt, welche Natur und Schicksal für einander bestimmt hätten. In