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Was auch der Indier, ja selbst der Großvezier vorstellten, so half es nichts. Der Sultan beharrte dabei, was Er wolle, das sei die wahrhafte Gerechtigkeit, und alle Sultane der Welt, die jemals gewesen wären, oder jemals kommen würden, wären oder würden mit ihm gleiches Glaubens sein.

Darin hatte er Recht, und mithin wurde der Indier eingesperrt; das Fest aber endigte sich kläglich.

Prinz Firuz mit seinen hohen Gedanken stieg höher und immer höher, und es wurde ihm immer banger und banger und in der Angst begriff er, daß man zu hohe Gedanken haben und in der Welt zu hoch steigen könne.

Er stieg! Er drehete und zog an dem Wirbel hin und her, aber er stieg, und war bald über die Erde hinaus, von der er keinen Berg und kein Thal, kein Land und kein Meer mehr sahe. Das aber sahe er, daß seine Scharfsichtigkeit Blödsichtigkeit, und seine Kühnheit Dummheit gewesen sei. Er fürchtete sich die erhabene Physionomie an den Mond, oder an den Sternen zu zerschellen, oder gar über Gott hinauszukommen, über den siebenten Himmel hinaus, in die leere Unermeßlichkeit, wo die Prinzen sich eben so wenig zu finden wißen als andere Menschenkinder, wie sehr sie auch Philosophen sein mögen.

Mitten in seiner Angst dachte er: „Ich bin der Prinz Firuz, und mein Vater ist König von Persien – es kann daher mir nichts Uebels begegnen.“

Sein Glaube betrog ihn nicht. Er hatte endlich wohl geahndet, daß vielleicht zum Hinunterreiten ein anderer Wirbel nöthig sein möchte als zum Hinaufsteigen. Er suchte und fand. Unter dem rechten Ohre des Holzpferdes fand er einen sehr verborgenen