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und erhielten dieselbe in der Freude, in welcher er war, sehr leicht.

Indeßen lag Kodadad in seinem Blute, und seine Gemahlin erfüllte die Luft mit ihren Jammerklagen. „O du armer Kodadad, rief sie, warum hast du dich mit mir verbunden? Ich habe dich mit in das Unglück verstrickt, zu dem ich einmal geboren bin. O, der heillosen, undankbaren Brüder! wie konntet Ihr einen Bruder ermorden, der Euch das Leben errettet hat. Wie höllenschwarz müßen Eure Seelen sein!“

So klagte sie mit mancherlei Worten, allein sie war verständig genug zu wißen, daß alles Klagen keine Hülfe schafft, die hier vielleicht doch noch möglich sein konnte, indem der Verwundete noch einigermaaßen zu athmen schien.

Sie lief nach einem großen Dorfe, welches in der Nähe war, suchte einen Wundarzt und fand einen, einen erfahrnen und gutmüthigen Mann, mit welchem sie zurückeilte. Aber, welch ein neuer Jammer! Kodadad war fort. Sie glaubte, ein wildes Thier habe ihn fortgeschleppt und zerrißen, und erneuerte ihr Wehgeschrei so schmerzlich, daß es dem guten Wundarzt das Herz zerriß. Er nahm die arme Verlaßene in sein Dorf und in sein Haus mit zurück, und begegnete ihr mit Sorgfalt und Achtung. Sie blieb mehrere Tage in ihrem stillen seufzenden Gram, oder in ihrem lauten Jammer, und wenn der gutherzige Wirth sie trösten wollte, wurde ihr Schmerz nur noch wilder. Der gute Mann, obwohl er ein Wundarzt war, bedachte nicht, daß manche Wunden erst ausbluten müßen, ehe sie anfangen zu verheilen, und daß der Schmerz seine Zeit hält.

Er fing es anders an. Er bat sie, sich ihm zu vertrauen, und ihm ihr ganzes Schicksal zu offenbaren. Vielleicht ergäben sich Mittel