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wohl sein und sprachen den Schläuchen so oft zu, bis der letzte Tropfen geleert[1] war.

Da konnte es Kodadad nicht über das Herz bringen, sich seinen Brüdern länger zu verheimlichen und glaubte, sie würden unendlich froh sein, wenn sie in ihm den funfzigsten Bruder fänden. O! er hätte noch einen Tag schweigen sollen, bis sie wieder an dem Hofe des Vaters gewesen wären, aber er war ja von Liebe und Wein berauscht. Weil er die Prinzeßin besaß, und Wein genug getrunken hatte, vergaß er, daß er eigentlich seinem Vorsatze gemäß noch 998 rühmliche Thaten zu vollbringen gehabt hätte, ehe er sich entdecken durfte.

Des Nachts, als Kodadad und seine Gemahlin in ihrem Gezelte schliefen, hielten die Brüder heimlichen Rath ihn zu erwürgen. „Es bleibt uns, sagten sie, nunmehr nichts Anders übrig. Der König liebte ihn so schon mehr als uns; wie wird er ihn jetzt lieben, wenn er ihn als einen Sohn erkennt, und als einen solchen Sohn, der allein einen Riesen besiegte, welchen wir neunundvierzig zusammen zu bewältigen, nicht glaubten im Stande zu sein. Gewiß macht er ihn zum Erben seiner Krone, zur beschimpfenden Erniedrigung für uns Alle, die wir uns dann an den Stufen seines Thrones in den Staub werfen müßen.“

Die Brüder eilten in Kodadads[WS 1] Zelt und durchbohrten ihn mit vielen Stichen, zogen davon und kamen an den Hof des Vaters, der über die schon verloren gegebenen Söhne hoch erfreut war.

Sie sagten dem Vater von dem Riesen eben so wenig als von Kodadad, sondern wandten zur Entschuldigung des langen Ausbleibens nur das vor, daß sie der Begierde nicht hätten widerstehen können, die Welt ein wenig zu besehen, und baten den Vater um Verzeihung


  1. Verbeßerungen S. 471: st. Tropfen gelernt l. geleert

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kodadas