Johann Andreas Christian Löhr: Das Buch der Maehrchen für Kindheit und Jugend, nebst etzlichen Schnaken und Schnurren 2 Rothkäppchen Das Röslein | |
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was hast du für ein großes Maul?“ – daß ich dich beßer verschlingen kann!
Somit sprang der Wolf auf und verschluckte das arme Rothkäppchen. Darauf, weil er zu voll war, legte er sich ins Bette und schlief und schnarchte ganz greulich.
Da ging der Jäger vorbei, und als er die Thüren offen stehen sahe und so laut darinnen schnarchen hörte, dacht er: Was ist das? Du willst doch ein bißchen hineinsehen. Als er nun den Wolf im Bette sahe, aber nicht die Großmutter, da wußte er, daß der Wolf die Großmutter gewiß gefreßen hatte. Aber er wollte nicht schießen, damit er die Großmutter nicht mit träfe, denn die möchte vielleicht wohl noch leben, sondern er nimmt sein Jagdmeßer und schneidet dem Wolf den Bauch auf. Da springt erst Rothkäppchen hervor und sagt: „Wie war ich erschrocken! Es war so dunkel im Wolfsbauche!“ Hierauf holt der Jäger die Großmutter auch hervor.
Da waren alle drei vergnügt. Die Großmutter aß den Kuchen und trank den Wein und der Jäger bekam auch ab; der Jäger nahm den Pelz von dem Wolfe, der war groß und schön und viel Thaler werth; und Rothkäppchen sagte: „Ich will mein Lebtag nicht wieder thun, was die Mutter verboten hat!“
Es lebte ein reicher, reicher Kaufmann im Morgenlande, der ein recht sehr lieber und guter Mann war, und Hali hieß.
Der Kaufmann hatte drei schöne Töchter, die hießen Kadidja, Zemire und Sumi, Sumi war aber die jüngste und schönste
Johann Andreas Christian Löhr: Das Buch der Maehrchen für Kindheit und Jugend, nebst etzlichen Schnaken und Schnurren 2. Gerhard Fleischer d. Jüng., Leipzig [1820], Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loehr_Buch_der_Maehrchen_2.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)