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der Welt. Er wollte aber nun durchaus funfzig Prinzen haben, damit das halbe Hundert voll sei, und als die zuletzt genommene Gemahlin ihm auf seinen Befehl den funfzigsten nicht brachte, fing er an sie zu verabscheuen, und verstieß sie nicht nur als eine Ungehorsame und Widerspenstige, sondern wollte auch die Erde von solch einem Ungeheuer gesäubert wißen, und der Großvezier hatte alle Beredsamkeit nöthig ihr nur das Leben zu retten, und ihr einen Aufenthalt bei dem König Samer, ihrem Verwandten, zu bewirken.

Sie war aber wirklich guter Hoffnung von ihrem Gemahl und brachte einen Prinzen, zehnmal so schön und liebenswürdig vom ersten Lebenstage an, als seine Brüder allzumal. Als das der König von Babylon erfuhr, war er sehr froh, denn sein Wille war ja geschehen. Er befahl ihn Kodadad zu nennen, und ihn bestens zu erziehen, bis er ihn zu sich fordern würde.

Kodadad lernte Alles, was ein Prinz wißen muß, reiten und fechten, schwimmen und jagen und schießen und so zierlich und hofmanirlich und fürstlich seine Worte und Redensarten setzen, daß er schon im achtzehenten Jahre ganz vollkommen und allgemein bewundert ward. Vor Allem aber zeichnete sich sein edler, angestammter Heldenmuth aus.

Eines Tages trat er vor seine Frau Mutter und redete also: „Gnädigste Frau! mir ist es hier schon lange zu enge. Ich fühle, daß ich aus königlichem Blut stamme und es unrühmlich für mich ist, hier der Ruhe zu pflegen, indeßen der König, mein Herr Vater, von seinen neidischen Nachbarn angefallen wird. Meine Brüder werden den Ruhm seiner Schlachten mit ihm theilen; aber warum würdigt er mich nicht an seiner Seite zu fechten? – Ich will als ein Unbekannter meine Dienste ihm anbieten; er wird sie annehmen, und wenn ich tausend ruhmwürdige Thaten werde gethan