Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/378

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Wie aber, fragte sie, wirst du mich können besuchen, wenn du verschieden bist?“

„Weißest du nicht? versetzte der Verschiedene, daß treue Liebe nimmer verscheidet, sondern dauert bis über das Grab!“ Damit verschwand er. Sie aber jammerte ihm laut nach und rief: „Chan! Chan! kehre wieder. Ach warum bist du verschieden!“

Als im nächsten Vollmond der Verschiedene wieder zu ihr kam, sagte sie mit Thränen: „Es ist schön, daß du in jeder Vollmondsnacht zu mir kommst, allein viel schöner wär es, du könntest alle Nacht zu mir kommen! Darauf erwiederte der Chans Sohn: „Wenn du Muth hättest, dann könnt ich wohl kommen; aber du bist noch zu jung und wirsts nicht vollbringen!“ – Darauf sprach sie: „Treue Liebe wagt Alles, und selbst das Leben; ich will es vollbringen!“

Der Chans Sohn sprach hierauf: „So begib dich denn in der nächsten Vollmondsnacht eine Meile von hier zu dem Eisenalten und reiche ihm Arack. Hierauf gelangst du zu zwei großen Widdern; ihnen gib diesen würzigen Kuchen. Weiter triffst du auf einen Haufen Bewaffneter mit Panzern und Rüstungen, diesen gib Fleisch und Kuchen. Von dort gelangst du zu einem großen schwarzen Gebäude mit Blute bedeckt und statt der Fahne ist eine Menschenhaut aufgestellt. An der Thüre des Hauses stehen zwei Höllendiener, welchen du Ehrenopfer von Blut reichen mußt. Jetzt gelangst du ins Haus und triffst neun schreckliche Beschwörer und neun Herzen, die stehen um einen Chansthron und eins darunter ist noch frisch und blutend, die andern achte sind alt. Das sind aber die Herzen von Chanen und ihren Söhnen. Die acht Alten aber werden rufen: „Nimm mich! Nimm mich!“ Das frische aber wird rufen: „Nimm mich nicht!“ Das aber sollst du nehmen, denn es ist mein Herz, damit