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erblickte, und die Leute und Schätze, welche sie mitbrachten, ward ire Mißgunst so groß, daß sie Blut spie und starb, denn das Glück der Guten ist das Unglück der Bösen.


(4)

Vor alter Zeit lebte ein Hausvater in einem blühenden Lande, der hatte drei Töchter, die abwechselnd die Kälber hüten mußten.

Als einst die älteste Tochter beim Hüten eingeschlafen war, ging ein Kalb verloren. Sie suchte das Kalb und kam zu einem Hause mit rother Thüre und ging hinein. Erst kam sie zu einer goldenen, dann zu einer silbernen, dann zu einer ehernen Pforte, und fand nun einen Käfig mit Gold und in dem Käfig saß eine weiße Eule.

„Was willst du?“ fragte der Vogel.

„Ich, war die Antwort, habe ein Kalb verloren, und bin gegangen es zu suchen.“

Der Vogel sagte darauf: „Werde meine Frau, dann sollst du dein Kalb finden, sonst aber nicht.“ Das Mädchen aber versetzte: „Eine Vogelfrau mag ich nicht werden, und sollt ich das Kalb[WS 1] nimmerdar wieder erlangen, denn die Vögel gehören zum Vieh.

Am folgenden Tage war die zweite Tochter eingeschlafen und ein Kalb ging verloren. Sie kam auch zum Vogel und sollte seine Frau werden, sie aber sagte: „Ich mag nicht.“

Als es am dritten Tage der jüngsten Schwester nicht anders erging und sie zum Vogel ging, sagte dieser zu ihr: „Werde meine Frau, dann sollst du dein Kalb haben.“ Hierauf sprach

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kald