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Damit durchstach sie sein Herz mit der Nadel und ließ es ein wenig ausbluten. Dann öffnete sie den Bisamapfel, aus dem kam eine Flamme, die das Kind in einem Augenblick verzehrte, und nur die zarten Knöchlein und die Asche übrig ließ, welche sie in einer Schachtel sammelte, die sie unter der Bettlade versteckt hat.“

Der Graf war vor Entsetzen zum Stein geworden. Da er wieder zu sich kam, befahl er dem Weibe Keinem ein Wort von der ungeheuren That zu offenbaren. Er verstellte sich, ging mit dem Weibe zu seiner Gemahlin, küßte und tröstete die Jammernde, bis die Amme heimlich das Schächtlein hervorgeholt hatte, das sie dem Ritter auf sein Gemach brachte.

„Ach, welch ein Teufel der Hölle, mit einem Engelsangesicht! stöhnte der Ritter. Und doch, ich liebe die Unselige noch; aber sie soll sterben; sie darf ja nicht leben!“

Der Haushofmeister bekam mit großem Eifer und Strenge Befehl, wie er sollte zu Werke gehen. Der alte Mann jammerte im Herzen sehr, denn alles Hausgesinde betete die sanfte, milde Hausherrin an; aber er mußte gehorchen.

Der Ritter verreiste auf einige Tage, und Mathilde sollte des Tages darauf ein Bad nehmen, weil es der Hausarzt verordnet hätte zur Stärkung. Sie wollte es nehmen, aber es war in der Badstube eine Glut wie in der Hölle. Da wollte sie umkehren; aber sie wurde mit starken Armen hineingestoßen, und die Thüren verschloß und verriegelte man.

Die Unglückliche errieth ihr Schicksal und den schändlichen Verdacht. „Konrad! schrieb sie mit einer silbernen Nadel an die weiße Wand, ich sterbe unschuldig!“ Darnach legte sie sich auf ein Ruhebett und ergab sich in den Todt. Aber als sie in der Todesangst sich umher warf, da entfiel ihr der Bisamapfel. Sie