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Schlemmen und Zechen an, und das arme Gesinde, das Liebe und Sanftmuth gewohnt war, wurde herrisch geplagt und gehudelt. Die beiden ältesten Töchter der Entschlafenen wurden in ein Frauenkloster gesteckt, und die Kleine bekam eine entlegene Kammer und eine Amme, denn die hochgebietende Frau mochte sie nicht vor Augen haben.

Der Aufwand wurde so groß, daß Wackerbart, obwohl er dem Faust- und Raubrecht unermüdet oblag, bald nicht mehr so viel herbeiliefern konnte, als verschwelgt ward. Da wurde dann von dem vergnügungssüchtigen Weibe Alles durchsucht und geplündert und verkauft oder verpfändet, was die Vorfahrerin hinterlaßen hatte.

Als einsmals fast gar nichts mehr da war, hielt die Verschwenderin wieder eine Durchsuchung, und, welch ein Fund! sie trifft auf ein Geheimfach, welches das Schatzkästlein der Verstorbenen enthielt! Da funkelten Juweelen, Demantringe, Ohrengehänge, Armspangen, Perlenschnuren und anderes Geschmeide mehr. Sie durchsahe Alles genau, schätzte es und rechnete, wie viel sich damit ausrichten laße und wie lange es ausreichen könne.

Der hölzerne Bisamapfel war ihr auch in die Hände gefallen und sie wußte nicht, was sie daraus machen sollte und wie er hieher käme. Er war unscheinbar, leicht wie eine Nußschale und wie sie ihn schüttelte, klapperte es nicht. Sie wollte ihn aufschrauben, aber er war fest verquollen. „Wer weiß, dachte sie, wie er daher gekommen sein mag?“ und warf ihn als unnütz aus dem Fenster.

Wenn Etwas sein soll, fügt sich schon Alles. Die kleine Mathilde saß eben mit ihrer Puppe spielend im Zwingergarten,