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und klappern bis zum Unausstehlichen, und diese ist unausstehlich stumm!“

Der König glaubte aber nicht ganz an ihre Stummheit, sondern hielt sie für Wirkung eines tiefen Grams und hoffte immer noch sie zum Sprechen zu bringen. Er aß mit ihr, er fragte, wie ihr die Speisen schmeckten? ob der Anblick des Meeres sie vergnüge? ob sie die Nacht wohl zu ruhen geruht habe? Er bemühete sich ihren Gram durch Tanz und Sang, durch Feste und Spiele aufheitern zu laßen, und als Alles nichts helfen wollte, so fragte er: „wie ihr ihre Kleider gefielen? sie wären wohl zu schlecht? sie dürfte nur über beßere befehlen!“

Als sie aber auch nun nicht sprach, da wußte er gewiß, daß sie stumm war, heirathete sie aber dennoch in der Desperation seiner Liebe. So eine Liebe, wie sie der Sultan hatte, macht blind und scharfsichtig, stumm und beredt, traurig und entzückt, weich und wild, verzagt und desperat. Er heirathete sie und gewöhnte sich bald an ihr Stummsein, zumal da sie nicht taubstumm war, sondern Alles verstand, was der König ihr sagte.

Nach einiger Zeit kam sie mit einem Prinzen in die Wochen. Vor Entzücken darüber sprach und that der König seltsames Ding; er setzte den ganzen Palast in Aufruhr; er fiel der Königin tausendmal um den Hals; er küßte den Bart des Oberkämmerlings und hüpfte mit ihm im Zimmer herum; er wollte, daß alle Welt im ganzen Reiche gleich auf der Stelle mit Wein und Braten und dem herrlichsten Obste bewirthet werden sollte und sollte tanzen und Juchhei rufen dazu. Zu dem Allen hatte die Königin heimlich gelächelt, aber da er nun auch große Säcke mit Gold bringen ließ und sie den Tempeldienern zusandte, um glückliche Niederkunft zu beten, da fing die Wöchnerin an laut zu lachen. „Du kannst lachen? du kannst