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Augenblicke das Garn zu entwirren versucht, so waren schon dreißig und noch mehr Faden zerrißen.

Da warf sie in Verzweiflung das Garn zu Boden und sagte: „Lieg da, du Unglücksbund, du bringst mir den Todt! – „Ach Holdherz, seufzte sie dann, könnte ich dich nur einmal sehen und Lebewohl dir sagen!“

Da ging die Kammerthür auf und Holdherz trat ein. „Viola, sagte er, ich halte Wort, dir immer zur Hülfe nahe zu sein!“ – Er nahm einen kleinen Stab und schlug dreimal das Garn damit; da war es entwirrt; und als er noch dreimal das Garn geschlagen hatte, so war es auch aufgewunden. „Gedenke mein!“ sagte er, und war fort.

Noch vor Sonnenuntergang kam die Grunzau mit den vier alten Weibern, die alle mit Ruthen versehen waren – aber das Garn war aufgewunden und kein Tadel daran zu finden. Innerlich war die Grunzau ergrimmt. Sie gab vor, Viola habe da und dort das Garn beschmutzt, gab ihr zwei heftige Ohrfeigen, und ließ sie wieder in den Kerker bringen.

Die Zauberin mußte etwas Anderes aussinnen. Sie brachte am nächsten Morgen ein großes Faß voll Federn von allen Arten kleiner Vögel, von Zeisigen, Hänflingen, Finken, Sperlingen, Lerchen und andern Vögeln mehr. Die Federn waren sehr untereinander gemengt, und Viola sollte sie nun aussuchen und jede Art in Haufen besonders legen.

Viola fand es unmöglich, die Federn auseinander zu lesen. „Ja, sagte sie, wenn Holdherz da wäre! Aber er kann ja nicht immer da sein!“

„Er ist aber schon da!“ rief es, und Holdherz stieg aus dem Faße voll Federn herauf, die durch Kraft des Stabes bald