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Der König trank den herrlichen Wein, ohne an seiner Lieblichkeit einen Geschmack zu haben, denn der Anblick der Kostbarkeiten hatte seine Augen und sein Herz verblendet.

„Lumpenzeug nennt Ihr das, sagte er, indem er mit der Hand auf die Dukaten und Perlen und Steine zeigte. – Lumpenzeug? O! wer es doch hätte!“

„Könnt Ihr ja haben, Herr König, sprach die Grunzau, nur freilich müßt Ihr mich auch mit dazu nehmen!“

Das war der König sogleich von Herzen zufrieden, denn die Grunzau war in diesem Augenblick, in seinen Augen, die Schönste auf Erden. Sie aber sagte: „Ja, mein Herr König, ich will Euer Gemahl werden, und alle meine Schätze sollen Euer sein, aber Eure Tochter muß mir gehorchen, wie wenn ich ihre rechte Mutter wäre. Ich will sie ziehen, wie mirs beliebt, und Ihr selbst dürft mir nicht drein reden.“

Die Gier nach Schätzen verblendete das Vaterherz, und er bewilligte Alles.

Unruhig fuhr er nach Hause. Die besorgte Tochter fragte, ob ihm etwas Uebles begegnet? Da sagte er: „O nein! vielmehr etwas Gutes. Ich habe ein holdseeliges Wild gefangen, das ist die Grunzau, die will ich heirathen, mit allen ihren Schätzen.“

„Die? rief Viola bestürzt; die? – holdseelig?“

Aber der Vater wollte seine Schaam vor der Tochter in Zorn verhüllen, und sagte aufgebracht: „Schweig; sie ist deine Mutter, und du sollst ihren Willen befolgen, als wär er der meine. Geh und kleide dich aufs prächtigste an, denn ich will sie heute herholen.“

Viola verstummte und ging betrübt, sich ankleiden zu laßen, aber sie war ja so folgsam. Ihre Kammerdienerin, mit der sie aufgewachsen