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da! ruft sie freudig, nimmt dem Löwen das Jagdmeßer ab und liebkoset ihm. Der Löwe sahe immer wedelnd mit seltsamen, aber freundlichen Augen nach dem Halsschmuck der Prinzeßin, und sie wußte nicht, was er wollte. Sie bot ihm Fleisch, aber das mochte er nicht, sondern blickte nach dem Halsschmuck. Jetzt sahe sie aber auf das Jagdmeßer, und fand ein Papier am Hefte, darauf stand: „Ich bin da, holde Braut. Bitte den Vater, daß ich ihn sprechen darf, in seinem vollen Rath noch vor der Trauung. Zum Zeichen, daß du mich noch liebst, sende mir deinen Halsschmuck!“

„Das wars also, was du wolltest, du treues kluges Thier, sagte die Prinzeßin, und band dem Löwen den Halsschmuck um, der freudig damit zu seinem Herrn eilte.

Schreiend setzte sich der Wirth auf seinen großen Stuhl, als der Löwe mit dem Schmuck hineintrat, denn seine Beine wollten ihn nicht tragen. „Ach, meine schönen Goldstücke! meine schönen Goldstücke! jammerte er. Als er sich ein wenig erholt hatte, nahm er hundert Goldstücke aus seinem Schranke und zählte sie mit bebenden Händen dar. Aber Brunnenhold sagte: „behaltet nur Euer Geld; ich habe deßen nicht nöthig.“ Da ward der Wirth froh und fiel ihm vor Freude und Dank um den Hals.

Aber die Königsjungfrau ging zu ihrem Vater und bat knieend und weinend für einen Fremden um Gehör in vollem Rathe, und sogleich. Dem König war das bedenklich. Er fragte, was der Fremde so eiligst verlange? aber sie antwortete, das habe er Niemanden offenbart, und wolle es selbst sagen.

Da versammelte sich der Rath, indeßen Brunnenhold geholt wurde.

Der sprach zum König: „Allergnädigster Herr, als ein junger Waidmann, möcht ich gern Kenntniß haben von allem Gethier auf