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Frau an meinem Brauttage verehrt und gesagt, ich sollte sie meinen Söhnen geben, wenn die einmal in die Welt zögen. Kämen die nun an einen Kreuzweg, wo sie von einander schieden, dahin und dorthin, so sollten sie die Meßer in einen Baumstamm stecken, und wer zuerst wieder dahin käme, der sollte nach des Andern Meßer sehen. Wäre das noch blank, so sei es ein Zeichen, der Bruder lebe noch und geh es ihm wohl, allein wenn es rostig sei, wär es ein sehr übel Zeichen.“

Also gab ihnen die Mutter die Meßer und weinte in ihr Schürztuch. Der Vater aber sprach zu den Beiden:

„Junge Leute denken oft, in der Welt seien lauter goldene Berge und Freude die Fülle und lauter Paradiesgärten; aber es geht in der Welt eben her, wie in der Welt, wunderlich und traurig, seltsam und verdrießlich, kläglich und angstvoll, und zuweilen nur ein wenig lustig mit unter. Wenns nun Euch einmal nicht mehr gefallen wird, da wißt Ihr, wo Ihr zu Hause seid, und kommt wieder zu uns. – Gott befohlen!“

So sagte er und wendete sich weinend um.

Die Alten lebten nun wieder einsam und allein und sehnten sich immer nach ihren Kindern, die schon wieder da sein sollten, da sie kaum ein halb Jahr fort waren.

Als aber nach einigen Jahren die Prinzeßin kam und nach den Kindern fragen wollte, waren die Alten todt, und von ihren Söhnen wußte kein Mensch Etwas.

Die Brüder waren beide mit einander gezogen, und kamen in einen sehr großen, dicht verwachsenen Wald, wo sie zuletzt fast nicht mehr durchkonnten. Da ruhten sie ein wenig aus. Auf einmal hörten sie ein dumpfes Brüllen, als sie noch nie gehört hatten und