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wo der goldene Vogel zu haben sei. Da wußten sie nun Alle, wo er etwa sein könnte, aber wo er wirklich wäre, das wußten sie nicht, und meinten, das werde wohl Niemand auf Erden wißen, als vielleicht der Vogel selbst, den müße man darüber fragen.

„Das soll geschehen, sagte der König, ganz über die Weisheit der Räthe erstaunt, und ich denke immer, setzte er hinzu, können wir den Vogel erst einmal fragen, so wißen wir auch schon, wer er ist.“

Der älteste Sohn des Gärtners wollte nun ausziehen den Goldvogel zu suchen, das war dem Könige schon recht, indem er von seinen weisen Räthen keinen einzigen entbehren konnte. Der Gärtnerssohn kam bis an einen Wald[1], an deßen Rande ein Fuchs saß. Dich will ich belauern, dachte der Bursche, nahm seine Armbrust und legte den Bolzen darauf.

„Schieß nicht auf mich, sagte der Fuchs; ich weiß, wohin du gedenkst und will dir guten Rath geben, den goldenen Vogel zu bekommen.“ Aber der Bursche dachte, was will dir ein solch unvernünftiges Thier rathen. Er nahm den Bogen und drückte den Bolzen ab, aber er fehlte und der Fuchs zog eilends waldein.

Des Abends kam der Bursche in ein Dorf, da standen zwei Wirthshäuser einander gegenüber, und eins davon sahe gar kläglich und ärmlich aus, aber in dem andern gings lustig her, mit Tanzen und Spielen. Da hinein ging er, lebte im Saus und Braus, blieb, so lange sein Geld vorhielt, und vergaß darüber den Vogel und die Heimath.

Da der älteste Sohn immer und immer nicht wiederkam, zog der zweite aus, den Vogel und den Bruder zu suchen. Dem gings eben so mit dem Fuchse wie seinem Bruder. Er schoß nach dem Fuchse, traf ihn aber auch nicht. Als er nun zu den beiden Wirthshäusern


  1. Verbeßerungen S. 471: st. Wbid l. Wald