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im ganzen Lande feierte man Freudenfeste, die erst nach vielen Wochen aufhörten.




23. Der Goldvogel, das Goldpferd und die Prinzeßin.

Ein König hatte in seinem Garten einen großen weitgeasteten Baum, der trug alljährlich viel goldene Aepfel, und Gold liebte der König gar sehr, denn je mehr der Baum Aepfel trug, desto mehr Abgaben konnte er seinen Unterthanen erlaßen. Es wußte kein Mensch, wie der Baum in den Garten gekommen war, aber er stand nun daselbst seit Menschengedenken, und war, so weit seine Aeste reichten, ein Gitter von starken Eisenstäben um denselben, und zu der Gitterthür hatte Niemand den Schlüßel als der König. So, dachte er, könnte ihm kein Apfel entgehen, der reif geworden war und von dem Baume abfiel; abfallen ließ er sie aber alle, denn sie fielen nicht zu Schanden, wie andere Aepfel, und je reifer sie geworden waren, desto feiner war das Gold.

Aber in einem Jahre kamen doch einmal ein Apfel nach dem andern fort. Darüber ward der König sehr ungehalten und forschte, wer seine Goldäpfel ihm stöhle, aber er brachte es nicht heraus. So befahl er denn seinem Gärtner, er solle des Nachts unter dem Baume wachen. Das that denn der Gärtner auch treulich, aber als Mitternacht kam, befiel ihn der Schlaf ein wenig und er wollte ein Bißchen einnicken, denn er meinte, wenn