Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/264

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sich nach Allem und findet am Fuße eines Baumes ein traurig da sitzendes, tief verschleiertes Frauenzimmer.

„Armes Kind! Wer bist du?“ fragt er. „Ja wohl armes, recht armes Kind! antwortet es, das sich nicht zu seinem Vater wieder hinwagen darf, sondern zu Mekka, am Tempel des Propheten, als Büßerin das einsame Leben vertrauern will, weil es sich von dem Bösewicht Mograby verführen ließ!“

Habed hörte schon an der Stimme, bei den ersten Worten, daß die unglückliche Zulma es war, welche hier saß. Er wußte, daß Unglück und Schuld nur der Einsamkeit angehören können, und sagte nichts, sie von ihren Gedanken abzubringen, aber er tröstete sie mit sanften und zarten Worten, und war auf der ganzen Reise ihr aufmerksamster und treuester Hüter und Beschützer.

Am andern Morgen setzte sich der Zug in Bewegung. Der Felsen brauchte nicht erst beschworen zu werden, einen Durchgang zu öffnen, denn er war mit der allgemeinen Entzauberung auch entzaubert worden, und von unten bis an die Spitzen hinauf weit genug gespalten, um den Elephanten und Kameelen hinlänglichen Raum zu gestatten.

Ueberhaupt war Alles anders geworden. Das milde Klima war glühend heiß. Die Berggipfel von Sand, die bisher fest wie Mauern gestanden, rollten locker und gemachsam in die Thäler hinab; die Pflanzen, welche noch standen, waren dem Verwelken schon nahe und die Bäche dem Versiegen, und Alles deutete auf eine traurige Sandwüste. Die ganze Thierwelt dieser Gegend zog den Karawanen nach, als wär es ihr offenbart worden, daß sie hier hätte umkommen müßen.

Man zog durch einen der ödesten Theile der Sahara oder großen Wüste; man macht da und dort den Einwohnern bewohnter Gegenden