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Er schöpfte Waßer aus einer aus dem Felsen rieselnden Quelle und bespritzte ihn damit, indem er sagte: „Knecht des Schatanai, nimm deine Gestalt wieder an!“

Da lag der arme Habed in menschlicher Gestalt, mehr als halbtodt, und zerrißen von blutigen Wunden und mit unterlaufenen Striemen. Der Zauberer tauchte ihn in die Quelle, wodurch der grausam Verwundete wieder zu sich selbst kam.

Mograby lehnte ihn an den Felsen an, und fragte: „Nun, sage mir, Habed, weßen Sohn bist du?“

Bei der guten Lehrart, die Mograby hatte, konnte die Antwort nicht fehlen. Es war dieselbe, die noch da und dort im Gange ist, wenn man den Leuten guten Willen machen will, Gut oder Blut herzugeben, Vermögen aufzuopfern und Heldenmuth zu bekommen. Es ist eine ganz sichere Lehrart.

„Ich bin doch wohl, versetzte kläglich der arme Habed, der Sohn des Apfels und also dein Kind; aber da sei doch auch mitleidig gegen mich!“ Ach, was lehrt die Angst und Noth dem Menschen nicht sprechen! Lehrt sie doch Tyrannen wie Gott verehren!

„Dein Glück, sagte der Zauberer, daß du zur Erkenntniß kommen willst. Ich denke schon, es wird noch Etwas aus dir herauszubringen sein, zumal da ich das verhaßte Blut der Treulosen, deren Kind du zu sein glaubtest, aus dir heraus habe. – Es hat mir leid gethan, daß ich dir Schmerzen machen mußte; aber es war der kürzeste Weg. – Und nun! sei gehorsam und gescheut, so wirst du einen guten Vater an mir haben, der dich aber durch die Poßen von Macht und Hoheit eines Fürstensohns, womit man dich schon verzogen hat, nicht will zum ganzen Narren werden laßen. Willst du aber nur selbst, so sollst du höhere Gewalt und auch Weisheit erlangen, als kein Fürst auf Erden hat.“