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es in die Stube trat, war zum Glücke Wanst nicht da, sondern war in den Wald gegangen. So wollte es denn den Strohsack aufmachen und den Nelkenstock herausholen; aber da kam ein großes Heer von großen garstigen Ratten mit häßlichen langen Schwänzen aus dem Sacke hervorgeschoßen, grimmig und bößig auf Glückskind zu.

„Ach, ihr lieben, lieben Nelken, rief es, wie soll ich euch nun erretten!“

Als aber die Ratten nicht aufhörten auf das Mädchen zuzufahren, verfolgten es in der Stube und wollten in sein Gesicht hinaufspringen, lief es in der Angst zu dem Kruge von Gold und sprengte Waßer auf die Ratten, die alsbald mit hastiger Angst davon liefen und sich in ihre Löcher verkrochen.

Jetzt holte Glückskind seine lieben Nelken aus dem Strohsack, aber die trauerten mit hängenden Köpfchen und waren beinahe verschmachtet.

„O ihr lieben schönen Blumen, sagte Glückskind, indem es den Stock mit dem Waßer aus dem Goldkruge begoß, erholt euch doch wieder!“ Das thaten die Blumen, sobald sie begoßen waren, und richteten die Köpfchen frisch in die Höhe und dufteten einen wunderlieblichen Geruch, und das Mädchen freuete sich sehr. Und aus dem Nelkenstock kam eine angenehme Stimme, die sprach ganz leise.

„O Glückskindchen, wie bist Du so sanft und so gut und auch so schön; und ich bin Dir auch so gut, so sehr gut!“ Mehr sagte die Stimme des Nelkenstocks nicht, aber das war schon genug, um das Glückskind beinahe in Ohnmacht zu bringen. Es hatte zwar den Kohlkopf und die Henne sprechen gehört, aber die Stimme aus dem Nelkenstock kam ihm zu bedenklich und wunderlich vor.