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„Werdet nicht entrüstet, gnädigster Herr, erwiederte Mograby. Es gibt Dinge, die um kein Gold feil sind, und mein Apfel ists auch nicht. Mir fehlt daßelbe, was sich deine Majestät wünschet – ein Sohn, der der Erbe meiner Reichthümer und meiner Wißenschaften sei. Die Kraft des Apfels ist für mich verloren, obwohl sie für dich sicher ist. Daher ist meine Bedingung, daß das erste Kind, welches durch des Apfels Kraft deiner Majestät Gemahlin bekommen wird, mein sei, wenn es ein Sohn ist, dein aber, wenn es eine Tochter ist.“

Der König gerieth in Wuth über die Unverschämtheit des Apfelhändlers, und wollte schon der Leibwache befehlen, den Nichtswürdigen niederzusäbeln, aber der Minister, der dem König oft mit dem Verstand aushelfen mußte – zuweilen sogar mit Unverstand – schlug sich auch hier ins Mittel.

„Gnädigster Herr, flüsterte der Minister seinem Herscher, in einem Winkel des Thronsofas, ins Ohr – er wußte aus langer Erfahrung, welch eine Macht solches Einflüstern hat – der Nichtswürdige wäre werth, niedergehauen zu werden, allein daß er auch gern einen Sohn haben möchte, ist ihm wohl nicht so ganz zu verargen. Laßt ihn doch seine Schätze, mit welchen er nicht scheint zu wißen wohin? auf Euren Prinzen vererben. Erwägt auch, daß der Schuft schon alt und ganz kraftlos ist. Ich glaube, der lebt kein halbes Jahr mehr. Die Hauptsache aber ist, daß ein König bei dreihundert tausend Reitern nicht Wort zu halten braucht, wie ein gemeiner Mann!“

Das letzte begriff der König am ersten, denn es war ihm seit langer Zeit sehr geläufig geworden. Man wurde eins, dem Verkäufer den Prinzen, den des Apfels Kraft hervorbringen würde, als Sohn zu überlaßen.