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Jetzt schwur er im Grimme die Menschen und all ihr Werk zu vernichten, soweit seine Macht reiche; schwur es, und wollte es sogleich vollbringen; aber er konnt es nicht, denn eine höhere Macht widerstand ihm.

Er kehrte seufzend in seinen Palast und in den Garten zurück, die seine Geisterkraft hervorgezaubert hatten, er seufzte und klagte; er zerstörte dann Alles so schnell, als er es hervorgebracht hatte, und verbarg sich in die untersten Tiefen seines Gebirges.

Aber unter den Leuten wurde es bald ruchtbar, wie der Berggeist betrogen sei worden, indem er Rüben gezählt hatte, und das Volk nannte ihn seit dieser Zeit mit dem Spottnamen Rübezahl. Aber der Geist wurde wüthend, wenn er künftig diesen Namen hörte, der doch schon in aller Munde war, ehe er wieder aus seinen Klagehöhlen auf die Erde heraufkam.


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Nachdem Rübezahl einige hundert Jahre etwa in den Tiefen der Erde, Jammer und Noth seiner verunglückten Liebe den Klüften und Höhlen und den Erdfeuern und unterirrdischen Strömen geklagt hatte, wurde ihm doch sein Trauern zu langweilig, und er zog wieder auf die Oberfläche des Gebirges hinauf, und trieb sein Unwesen mit den Menschen, zumal mit denen, die ihn beim Spottnamen Rübezahl riefen. Aber zuweilen war er doch gnädig.

Ein Bauer war mit seinem Weibe und sechs kleinen Kindern verarmt, denn sein reicher Nachbar hatte ihm Haab und Gut abgerechtet, und die letzte Kuh war drauf gegangen und nichts war ihm geblieben als das hohle Häuschen und der leere Hof.

Wie sollt er seinen Kindern Brod schaffen? Arbeitete er auch vom frühen Morgen bis in die sinkende Nacht, so reichte doch sein