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„Mein Geliebter! ich muß wißen, ob du gefällig und treu sein wirst. Geh! und zähle auf dem Rübenfelde, wie viel Rüben drauf stehen! Sieh! die Probe ist leicht. Verzählst du dich aber um eine einzige, so seh ich, daß ich dir nichts werth bin, und dann soll keine Macht mich zwingen dich lieb zu haben. – Ich aber weiß, wie viel der Rüben darauf stehen!“

Der Geist fing an zu zählen; aber die Rüben standen so unordentlich und verworren unter einander, hier in dichtem Haufen beisammen, dort einzeln, daß er eine geraume Zeit nöthig hatte, mit Zählen durchzukommen.

Um recht gewiß zu sein, zählte er noch einmal, aber er brachte eine ganz andere Zahl heraus, und zum drittenmahl war die Zahl wieder anders. Darüber war aber viel Zeit vergangen.

Endlich glaubte er die Zahl richtig herausgebracht zu haben, und eilte freudig zu Emmy, ihr dieselbe anzugeben; aber Emmy war nicht da. Er suchte sie im Garten, in den Lauben und Gehölzen, an den Quellen und in Gebüschen, aber Emmy war nicht da. Er durchsuchte den ganzen Palast mit allen Kämmerlein und Winkeln, aber Emmy war nicht da, und so laut er auch überall rief, antwortete ihm dennoch keine Stimme.

Jetzt schöpfte er Verdacht, er möchte betrogen sein. Da sauste er wüthend auf die Bergzinnen, und von einer derselben sahe er Emmy auf einem Zelter, wie sie eben mit Ratibor und deßen Gefolge über die Grenze seines Gebietes hinüberflog.

Da knirschte er mit den Zähnen, ballte ein Paar Wolken zusammen und schleuderte einige entsetzliche Blitze ihnen nach. Die aber trafen nur eine alte Grenzeiche, welche sie zersplitterten, denn die Verlobten waren schon zwanzig Schritte über sein Gebiet hinaus.