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Schönen, und er beschloß sie zu besitzen und zu eigen zu haben, um sich an ihrem Anblick immerdar zu weiden, und ihre Liebe zu gewinnen, wie er es unter den Menschenkindern gesehen hatte.

Die Fürstentochter tanzte mit ihren Gespielen am Waßerbecken, und mitten im Tanz fand sich ein Jüngling plötzlich mit ein und tanzte unter den Erschrockenen mit, umschlang die Fürstentochter und war mit ihr im Augenblicke verschwunden. In seinen Armen trug er die Ohnmächtige zu seinem Palast, gegen welchen ihres Vaters Burg eine elende Hütte war.

Als sie erwachte, fand sie sich auf einem weichen Ruhebette in Kleidern wieder, deren mit Edelgestein besetzter Gürtel das Fürstenthum ihres Vaters dreimal bezahlt hätte. Der Jüngling lag zu ihren Füßen und flehete um Verzeihung für seinen kühnen Raub, zu welchem ihn eine geheime Macht gedrungen hätte. Er sagte ihr, daß er der Herr des Gebirges sei, zeigte ihr alle Pracht und Herrlichkeit der großen Zimmer und Säle in seinem Schloße, und den großen Garten, welcher das Schloß umgab, mit Bäumen bepflanzt voll goldener Früchte mannichfalt und überschön, und mit würzigen Blumen aller Art in herrlichen Farbenspielen geschmückt; mit Lauben und Lustgebüschen, mit Bächen und Waßerbecken lieblich und lustig geziert, und auf den Bäumen und in den Gebüschen wohnten die kleinen Sänger mit himmlischen Stimmen und herrlichem Federkleid.

Der Berggeist führte die Fürstentochter mit liebkosenden Worten umher, sie aber blieb traurig und schwermüthig, und obwohl er ein mächtiger Geist war und zärtliche Worte hatte, konnte er doch ihre Schwermuth nicht zerstreuen.

„Wenn sie nicht einsam wäre, dachte der Berggeist, ging es vielleicht beßer.“ Er ging sogleich auf ein Rübenfeld, zog ein Dutzend