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„Wohinaus, lieber Herr, wohinaus so geschwind?“ fragt ihn ein kleiner Mann, der am Wege stand.

„Brauchst du es auch zu wißen, du Knirps du?“ sagte der Prinz hochmüthig, und ritt weiter.

„Nun so reit, daß du nimmermehr hinkommest;“ rief ihm der kleine Mann erzürnt nach.

Da kam der Prinz in eine Bergschlucht, wo sich die Berge immer enger und enger zusammendrängten, und er zuletzt gar nicht mehr umwenden konnte, ja nicht einmal absteigen. Da mußte er denn halten bleiben.

Der König wartete auf ihn, er sollte zurückkommen, und das Waßer des Lebens mitbringen. Als er aber nicht wieder kam, forderte der zweite Prinz Urlaub vom Vater, das Waßer des Lebens zu holen. Er dachte: wenn der Bruder todt ist, so wird dir das Reich Niemand nehmen, wenn du das Waßer bringst. Der König wollt ihn erst nicht ziehen laßen, ließ ihn aber doch ziehen. Auf dem Wege stand der kleine Mann wieder, und fragte: „Wohin so geschwind?“ und die Antwort hieß: „Gehts dich auch an, du kleiner Lump?“ – Und damit gings fort.

Der kleine Mann aber verwünschte ihn auch, und es ging ihm wie seinem Bruder, und mußte in der Bergschlucht stecken bleiben.

Als nun der auch nicht wieder kam, bettelte der jüngste Prinz so lange bei dem Vater, bis der ihn ziehen ließ. Und als er nun auch an den Zwerg kam, und der ihn fragte: „Wohinaus so geschwind?“ antwortete der Prinz: „Ich suche das Waßer des Lebens für den armen kranken Vater, aber der liebe Gott weiß, wo ich es finden soll?“