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„Das soll dir ein Vortheil sein,“ sagte der Gärtner und sann sich Böses aus.

Als die Königin einmal mit dem Kinde auf dem Arme im Schloßgarten spatzieren ging – denn das Kind ließ sie niemals von sich – brach plötzlich aus dem Gebüsch ein Bär auf sie ein, der hatte zwei Hörner am Kopfe, Greiffüße und greuliche Krallen, womit er der Königin, die in Ohnmacht fiel, das Kind entriß und dabei brummte: „Ich will es freßen.“ – Die Wärterin aber war gleich davon gelaufen.

Die Aeltern waren trostlos, der Bär aber fraß das Kind nicht, denn es war der Gärtner, der sich vermummt hatte.

Der Gärtner trug das Kind weit, weit weg in einen Wald, wo weit und lang keine Menschen wohnten, als ein Förster, der sein alter Schulkamerad war. Dem offenbarte er Alles und stellte ihm vor, was sie einmal für Gewinn von der Gabe des Prinzen haben wollten.

Der Förster hatte eine Tochter, die war von gleichem Alter mit dem Prinzen und wuchs mit ihm auf. Sie hieß Marie.

Die Kinder wuchsen auf und spielten und lernten mit einander und ließen nicht von einander. Der Prinz wurde ein Jägersmann und war brav und ehrlich, und Marie besorgte den Haushalt, und war sanft und fromm, aber auch klug und schlau. Weil der Gärtner oft kam, wenn der Prinz im Walde war und heimlich viel mit ihrem Vater zu sprechen hatte, paßte sie auf und brachte Alles heraus, und sagte es dem Prinzen.

„Gut, sagte der Prinz; aber von dir laß ich nun und nimmermehr, obschon ich ein Prinz nun bin, denn wir sind beisammen aufgewachsen und mit einander zusammengewachsen, wie die beiden Linden im Walde, die du ja kennst.“