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Die Jungfrau des dritten aber hatte den Ring mit dem ersten Sprunge ganz leicht erlangt.

Die Brüder wollten ihm dennoch das Reich nicht laßen, aber der König sagte: „Nun sei es genug!“ und der dritte bekam das Reich, und heirathete die Jungfrau.

Da wurden die Brüder zornig gegen ihre Jungfrauen und jagten sie fort, weil sie ihnen das Reich nicht hatten erspringen können.




18. Die Nelke.

Ein König hatte sich lange besonnen, wem er wohl heirathen sollte. Er wollte ein Mädchen haben, die ein gutes Herz hätte, sanft und fromm, bescheiden, still und sittsam wäre und aus dem Mittelstande herstammte, denn da, meinte er, bekäm er gewiß etwas Gutes. Es war aber nicht leicht, ein solches gutes Kind zu finden und darum mußte er sich so lange besinnen.

Zuweilen glaubte er gefunden zu haben, was er suchte, aber wenn er recht zusahe, war es nicht wahr.

So sann er denn auch einmal, indem er eben am Fenster stand, da die Leute zur Kirche gingen. Da sah er ein wohlgekleidetes Mädchen mit in die Kirche gehen, das sahe so wunderlieblich aus und so sittig, und es war ihm, als stände es auf ihrem Gesicht geschrieben, daß sie herzensgut sei.

Weil er ein König war, so hatte er es bald heraus, wer sie sei, nach Stand und Gemüth, und es war Alles so, wie er wünschte.