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sicher, deßen Grenzen zu übertreten sie mir deshalb verbot.“

„Eines Abend ging ich mit meinen Jungfrauen im Garten lustwandeln. Einige Schritte vor uns hüpfte ein Rabe, der sich wenig um uns kümmerte. Er flatterte von einem Blumenbeete zum andern, wühlte mit dem Schnabel in dem Boden, zerpickte meine schönsten Blumen, biß sie an den Stielen ab, oder trat sie mit den Füßen nieder. Wir scheuchten den Unverschämten, wir warfen mit kleinen Steinen nach ihm; dann flatterte er schreiend weiter und fing seinen Unfug von neuem an. Unvermerkt gefiel uns das kindische Spiel. Wir liefen ihm nach, wir warfen nach ihm. So kamen wir in der Dämmerung unvermerkt über die Rasengrenze des Gartens. Ach unglückliche Unvorsichtigkeit, durch welche die Mutter den Stahl und ich die Freiheit verlor! – Es war zu spät, als ich den Irrthum bemerkte, und eiligst zurückfliehen wollte. Der Zauberer trat aus dem Gebüsch, schlug den Stahl und rief mit Donnerstimme: „Halloh! Jäger heraus! die Tauben entfliehn!“ Da ward jeder Funke ein starker Mann, und wir wurden durch die Luft in dieses Schloß entführt.“

Der Zwerg, der stehend eingeschlafen war, schwankte während dieser Erzählung auf seinen schwachen Krummbeinen hin und her, und stieß jetzt mit der Nase so heftig auf eine scharfe Stuhlkannte, daß er erwachte. Er dehnt die Glieder, er reibt sich die Augen, er sieht den Jüngling und die Jungfrau im Fenster kosen und erschrack. Er stößt den Zauberer an, und als das nicht hilft, zieht er ihn bei den langen Ohren, und kniff hinein. Da der erwachte, zeigt ihm der Zwerg die Beiden im Fenster. Wüthend springt der Zauberer auf und will wie ein Blitz mit gezücktem