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suchte überall an demselben, da und dort, aber er fand kein Schloß. Es fiel ihm aber ein kleines Loch in die Augen, in welches er den Korkzieher steckte. Er drehte und zog dann mit aller Macht, und der Schrank ging auf, und es fand sich, daß die schlechte alte Außenseite das schönste Innere verbarg. Die Schubfächer waren von Ambra, von Bergcrystall, von den seltensten Bernsteinstücken, von der köstlichsten Perlmutter, und enthielten die kostbarsten Sachen allerlei Art, worunter die Juweelen die unbedeutendsten waren.

Der Prinz besahe den Inhalt aller Schubfächer, deren unglaublich viel waren. In einem der letzten Fächer fand er einen kleinen Schlüßel, welcher aus einem einzigen Smaragd geschnitten war, und rings umher alles, leuchtend wie ein Karfunkel, bestrahlte; und als er mit demselben eine kleine Thüre, unten am Boden des Schrankes, aufschloß, lag ein noch heller strahlender und leuchtender wirklicher Karfunkel darin, der als Deckel über eine Schale von kostbarem aber seltenem Gestein lag.

Welch ein Anblick, als er den Deckel abhob, und in der Schale eine im Blute schwimmende Menschenhand fand, die ein reich besetztes Bildniß zwischen den Fingern hielt. Seine Haare sträubten sich, seine Knie schlugen zusammen, sein Herz stockte. Jedoch er war ein Prinz; er faßte sich und dachte an alle Wunder, die ihm schon begegnet waren, und insonderheit an die gefährlichen Worte der kleinen Person auf dem Pergamentblatte. Er heftete seinen Blick auf die Hand. „Unglückliche Hand, rief er, welchem zärtlichen Prinzen, oder welchem tapfern Helden magst du angehört haben, und welche boshafte Tücke hat dich von dem Arme abgehauen, deßen Zierde du warst. Kannst du ein Zeichen noch geben, so laß mich wißen, was ich für dich thun kann; ich stehe gern zu deinen