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Trotz seines garstigen Namens, war dieser Prinz allgemein geachtet und geliebt, denn seine Einsicht und seine freundliche Güte, sein Bestreben Allen gefällig zu werden, so weit es möglich war, söhnte Jedermann mit ihm aus, und ließ es bedauern, daß er so ungestalt war. Wer öfter mit ihm umging, dachte kaum mehr an die Unform seines Körpers, die man überhaupt bald ertragen lernt, wenn hingegen eine häßliche Seele ewig unerträglich bleibt.

Der König Zornrunzel suchte seine Staaten immer mehr zu vergrößern, und hatte vorzüglich ein mächtiges Nachbarreich ins Auge gefaßt, welches nur eine einzige Erbin hatte. Mit einer Heirath zwischen dieser und seinem Sohne dünkte ihm Alles abgemacht. Bei fürstlichen Personen, meinte er, komme es in Ansehung der Verheirathungen gar nicht drauf an, ob beide Theile einander gefielen, oder wie liebenswürdig sie wären, sondern nur auf Staatsverhältniße.

Zornrunzel glaubte seine Absicht um desto leichter zu erreichen, da die Erbin des Nachbarreichs von Gestalt fast eben ein solches Scheusalchen war, als sein Prinz, aber ebenfalls auch ihrer angenehmen Gemüthsart und aller übrigen vortrefflichen Eigenschaften wegen so geliebt, als dieser.

Die Prinzeßin hieß eigentlich Weltauge, aber man nannte sie gewöhnlich nur Prinzeß Murmelthier, man dachte sich aber mit der Zeit nichts mehr dabei.

„Die Beiden, dachte König Zornrunzel, geben ein wunderliches Paar, das man so häßlich auf der Welt nicht mehr finden kann, und die Prinzeß Murmelthier, die gewiß auf Erden kein Mensch begehren wird, wird Gott danken müßen, daß sie noch ein Prinz zur Gemahlin verlangt.