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VORWORT.




Nachdem die im fünften Bande der Vereinsschriften erschienene Weingartner Liederhandschrift[WS 1] eine so beifällige Aufnahme gefunden hatte, lag der Gedanke nahe, auch von der Heidelberger Handschrift 357[WS 2], der ältesten unter den bekannten grœßeren Liedersammlungen, eine ähnliche Ausgabe zu veranstalten. Ich hatte mir sie im Herbste 1843 zu Heidelberg vollständig abgeschrieben, und mein Vorschlag fand von Seite des verehrl. Vereinsausschusses bereitwilliges Gehœr. Somit sind nun die drei wichtigsten alten Liedersammlungen denjenigen, welche sich mit älterer Poesie kritisch beschäftigen, zu sicherm und bequemem Gebrauche an die Hand gegeben. Aber auch die übrigen zahlreichen Freunde dieser Literatur werden die Gabe willkommen heißen; gewährt doch die Einsicht in die Einrichtung und Beschaffenheit guter alter Handschriften stæts einen eigenthümlichen Reiz.

Für seine große Ausgabe der Minnesinger hat von der Hagen[WS 3] unsere Handschrift zwar vollständig verglichen; aber nur dieses: daß er sie auch benützt habe, im vollen Sinne dieses Wortes, kann man mit dem besten Willen nicht sagen. Denn bei seinem seltsamen, bei dem gegenwärtigen Zustande der deutschen Sprachwissenschaft nicht mehr genügenden Verfahren, die Pariser Handschrift[WS 4] zu Grunde zu legen, und nur bei offenbaren, in die Augen springenden Fehlern derselben zu andern Quellen zu greifen, sind die Vorzüge unserer Handschrift seinem Texte nur selten zu Gute gekommen. Die abweichenden Lesarten werden in der Regel zwar mitgetheilt, aber weder so vollständig noch so genau als

Anmerkungen (Wikisource)

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Verschiedene: Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart (Band IX). Stuttgart, 1844, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Literarischer_Verein_Stuttgart_IX_070.png&oldid=- (Version vom 5.5.2021)