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dem Falle der chinesischen Mauer, die sie jetzt vom Westen trennt, nicht nur den Minderertrag an Bodenerzeugnissen und Rohmaterial bei anderen, mit ihr wirtschaftlich liierten Völkern decken, sondern auch einen sehr günstigen Boden für jene wissenschaftliche und produktive Tätigkeit von außen bieten, deren sie selbst bei ihrer bisherigen Vernachlässigung so sehr bedarf und die sie bald auf eine höhere Stufe des kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwunges bringen würde. Und wenn schon von der wirtschaftlichen Bedeutung der ukrainischen Gebiete die Rede ist, so müßte noch auf die weitergehenden Ausblicke hingewiesen werden, die mit verschiedenen Projekten der Verbindung Europas mit Indien zu Lande im Zusammenhange stehen. In dem Maße nämlich, wie die Einflüsse in Iran, Syrien und Mesopotamien steigen, werden derartige Projekte immer häufiger in Erörterung gezogen. Der Bagdadbahn werden ganz gewiß die persischen Bahnprojekte folgen: allein die einfachste Verbindung Europas mit Indien wäre sicherlich die Verbindung durch die ukrainischen Gebiete von Berlin über Kijiw und Charkiw, von da an der Wolga- und Uralmündung, am Aralsee und dem Amurdaria vorbei über Afghanistan nach Pendschab. Und wenn eine solche Verbindung je zustande kommt, dann erst wird die Ukraine als ein Transitland, eine der wichtigsten Verkehrsadern der Welt, die größte Bedeutung in handelspolitischer Beziehung erlangen – und zwar als eine mächtige handelspolitische Brücke zwischen Zentraleuropa und Asien.




Empfohlene Zitierweise:
Eugen Lewicky: Die Ukraine der Lebensnerv Rußlands (= Ernst Jäckh (Hg.): Der Deutsche Krieg, 33). Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart u. Berlin 1915, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lewicky_Die_Ukraine_1915.pdf/23&oldid=- (Version vom 24.2.2022)