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eine große Freude, sehr groß!“ Dieses Lobopfer ist schon ein Selbstopfer im heiligsten Sinn, wie wir arme Menschen es eben hier bringen können, wo wir selbst den Leib nach nicht in unsrer Gewalt haben und an ihm tragen wie an einer fremden Last. Doch nicht blos das Opfer des Odems, auch das Opfer des Leibes und Lebens hat er gebracht, der Mann, wie ich noch keinen gesehen habe, der immer Priester blieb auch im gewöhnlichen Leben bei aller auch ihm beiwohnenden Schwachheit. Er hat sich geopfert im Amte, hat sich bis zur letzten Stunde verzehrt im Priesterdienste seines Gottes. Alle die einst das heilige Amt auf sich nehmen wollen, dürfen getrost auf diese Stätte sehen und fragen, was es heißt „im Dienste Gottes sich opfern“ Ihr habt gestern, am Vorabend eures Opfertags, das Opfer dieses edlen Lebens mit zu seiner Vollendung bringen helfen, denn opfern heißt ja nach einer Seite hin: verlassen. So habt ihr Kirchenvorstände gestern euren Pfarrer opfernd hinausgetragen. Das Leichenbegängniß eines Hirten ist ein schönes Opfer, es bringt es die ganze Gemeinde. Wir haben es gebracht, unser Herzensopfer, wir haben unsern lieben Pfarrer hingeben und verlieren können. Und verlieren, hingeben können, das heißt opfern bei einem Christen.

 Wir haben ihn hingegeben, aber nun bringen wir unser Dankopfer über diesem Leben, und da soll sichs zeigen, ob wir was gelernt haben von ihm. Davon wird die Zukunft dieses Ortes abhängen, daß wir ihm in allem nachfolgen, daß wir, nachdem der Vater aller hiesigen Werke hingegangen ist, um so treuer alle zusammentreten und sprechen: Wir bleiben, wir sind das Opfer dafür. Er hat uns gelehrt, wie man sich opfern muß für eine heilige Sache, und wir wollen beweisen, daß wir in dem Stück von ihm gelernt haben.

 Wenn ihr so denkt, dann wird das Licht scheinend werden über euch, das so lange unter euch geschienen hat, und das ist Verklärung, wenn der Geist vom Werke eines Menschen scheinend wird auch nach seinem Weggang. Er lebe unter euch, sein priesterlicher Geist lebe unter euch fort. Dann könnten die Data aus seinem Leben, die ein Recht haben, in der Kirchengeschichte eine Stelle zu finden, meinetwegen vergessen werden; man wüßte dennoch, wer hier gelebt hat.

 Er ist nun daheim beim HErrn. Die Seele, deren Art es hier schon war, das Obere zu suchen, deren Auge Licht war, wahrlich Licht des edlen Leibes, sie schaut nun Jesu Herrlichkeit. Sie ist nun erlöst von der bittern Schwachheit der letzten Jahre. Wie mußte sie auf dem lasten, der durch und durch Kraft war und That. Nun ist er erlöst – wie gönnen wir’s der lieben Seele, daß sie nun in Himmelsluft baden kann. O meine l. Brüder, wir freuen uns eine große Freude, sehr große Freude, daß Gott in dem Dunkel der Kirche der Gegenwart noch Lehrer gibt und gegeben hat, von denen man mit freudigem Geiste sagen kann: Siehe,