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Was steht am Ende –?
Das habe ich an Vater gesehen.
     Wie es durch das Fenster zieht…!

Diese Dachkammer hat der alte Mann.

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Dafür fünfundfünfzig Jahre

Arbeit, keinen Tag Urlaub,
Sorgen und graue Haare.
     Meine Gedanken hängen am Horizont –

Wo ist unser Glück…?

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Und da kommen plötzlich alle meine Gedanken zurück.

Gleich springe ich auf die Beine
und werfe die Arme um den Leib,
weil mich friert…
     Ich bin nicht mehr allein.

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Wir sind stark, wenn wir zusammenhalten:

die Starken und Schwachen, die Jungen und Alten.
Wenn nur der Wille fest bleibt und unsere Partei.
Da bin ich dabei.
Noch einmal sehe ich über die Stadt

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und die Dächer…

Schon mancher hat mit trocken Brot und armseligem Essen
in so einer zugigen Dachkammer gesessen.
     Mancher, der nachher ein Reich erobert hat.


 Warte nicht!
Du, Frau an der Falzmaschine,
sieh in den Himmel hinauf!
du nähst am Fenster, Mädchen –
sieh in den Steinhof hinab!

Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_404.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)