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Natur und das menschliche Leben eingeschlossen sind: zu den Matern.“

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Es gibt Schriftsteller, die rasen sehr exakt. Sie dichten aus dem Reinen ins Unreine.

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Man kann jeden schreibenden Menschen bis ins Mark daran erkennen, wie er das Wort „ich“ setzt. Manche sollten es lieber nicht setzen. Hitler setzt es. „Wenn ich in Deutschland spreche, so strömen mir die Menschen zu …“ Der Ton ist vom Kaiser entlehnt, und das Ganze hat etwas Gespenstisches: denn dieses „ich“ ist überhaupt nicht da. Den Mann gibt es gar nicht; er ist nur der Lärm, den er verursacht.

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Ein Leser hats gut: er kann sich seine Schriftsteller aussuchen.

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Manche Schriftsteller sammeln große Männer. „Haben Sie schon Mussolini? Ich habe ihn doppelt!“

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Bert Brecht hat einen schönen Dreh gefunden: das kleine Einmaleins in getragenem Sing-Sang vorzulesen, wie wenn es die Upanishaden wären. Banalitäten feierlich aufsagen: das bringt vielen Zulauf.

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Der trockne Pedant hat gewöhnlich ein Ideal: den falschen Abenteurer.

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Welche Hochachtung hat doch der Franzose vor der Sprache! „Il a trouvé ce mot …“ Das Wort war vorher da, der Autor hat es nur gefunden.

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Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_350.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)