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Aus. Schon aus? Das war alles? Ja, wahrhaftig: die Leute stehen schon auf. Daddy, setzt sag mir aber mal eins – das hab ich nicht kapiert:

Warum heißt der Film: Die Jungfrau von Orleans –?“



Der Brief

Das war, als Walter Mehring zum fünfundzwanzigsten Mal nach Paris kam, und der dortige Herr Polizeipräsident sann grade nach, ob man den Mann zur Ehrenlegion oder zur Fremdenlegion vorschlagen sollte … da schrieben wir uns „kleine Blaue“ (sprich: ptieh blöhs). Das sind diese winzigen Rohrpostbriefe, die sich die Pariser deshalb schreiben, weil sie ein Telephon haben, aber sonst vernünftige Leute sind, es also nicht benutzen. Denn das pariser Telephon … (bricht in Schluchzen aus; wird mit Brom gelabt, will kein Brom, bekommt Whisky, atmet auf und fährt fort):

Wir schrieben uns also kleine blaue Briefe, in denen wir uns die bessern Sachen mitteilten, und schon nach dem dritten oder vierten fing diese Korrespondenz an, leicht auszurutschen. Die Anreden stimmten nicht so recht … „Sehr geehrter Herr Oberforstrat“ und „Lieber Amtsbruder“, und die Unterschriften waren auch nicht in Ordnung … „Ihr sehr ergebener Peter Panter, unmittelbares Mitglied des Reichsverbandes“ oder „Walter Mehring, Festdichtungen für alle Bekenntnisse“ – kurz, es war ein rechter Unfug.

Bis dahin war der Inhalt meist noch einigermaßen vernünftig. Dann aber begann Mehring, auch diesen Inhalt umzudichten; bald stand in den Briefen nun überhaupt nicht mehr das drin, weshalb er sie eigentlich geschrieben hatte, sondern es wurden Briefe an und für sich. Ich eiferte ihm, so gut ich

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Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_321.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)