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– was heißt Postscheck achtundzwanzig …?“

„Gib mal her. Ich weiß nicht … Ach so! Das habe ich an Papa mit Postscheck zahlen wollen.“

„Hast dus denn gezahlt?“

„Nein. Papa war damals grade auf Reisen.“

„Wo ist das Geld?“

„Wo ist das Geld! Wo ist das Geld! Komische Fragen stellst du! Das Geld ist natürlich weg!“

„Wo es ist, will ich wissen!“

„Mein Gott, ich hab es an die Neschke geschickt, wegen der Schuld.“

„Wegen welcher Schuld?“

„Na, ich … also ich schulde ihr noch achtundvierzig Mark, vom vorigen Jahr! Herrgott, ich kann nicht immer mit demselben Hut rumlaufen, man kommt sich ja schon rein dämlich vor! Alle Frauen haben einen neuen Hut, bloß ich nicht! Mach nicht son Gesicht – die Neschke kann warten; die brauchst du nicht bezahlen!“

„Zu bezahlen!“

„Verbesser einen doch nicht immer! Das ist ja schlimmer wie ein Lehrer!“

„Als.“

„Wie?“

„Als. Schlimmer als ein Lehrer. Nach dem Komparativ …“

„Ist hier Grammatik, oder machen wir hier Kasse? Also weiter. Neschke wartet – sie ist darin viel kulanter wie die Münchner.“

„Welche Münchner?“

„Ach … ich habe da auf der Reise … Daddy, du brauchst nicht gleich zu schreien, zu nach brauchen, ich war doch auf der Durchreise in München, und da habe ich so ein entzückendes Automäntelchen gesehn …“

Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_309.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)