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immer etwas los sein und es fiele auf sie zurück, wenn einmal nichts los ist –: so muß man genau wissen: hier hast du nichts zu suchen. Das kannst du nicht. Hier hörts auf. Geh ab. Schweige.

Es ist keine Schande, nicht allgegenwärtig zu sein. Man muß es nur nicht prätendieren. Auch ist es klüger, sich so zu verhalten. Denn es gibt ein Mittel, ein einziges, im Schachspiel unbesiegt zu bleiben. Spiele nicht Schach.



Eugen Burg

Ich komme viel zu spät – die Geburtstagslichter sind längst ausgelöscht, die Torten zerkrümelt, Wein gibts auch nicht mehr, und das Mädchen, das mir die Sachen abnimmt, sagt: „Aber Herr Burg ist nicht zu Hause …“ Da stehe ich nun mit meinem Gratulations-Zylinder … Das sechzigjährige Geburtstagskind ist nicht zu Hause. Was habe ich ihm sagen wollen –?

Ich habe sagen wollen:

Sie können etwas, und Sie sind etwas. Sie können nämlich Ihr Handwerk, weil Sie das gelernt haben, und Sie haben Charme, wofür ich kein deutsches Wort weiß. Es gibt auf der deutschen Bühne viele Männer, aber außer Bassermann nicht viele Herren: Rudolf Forster und Paul Otto und noch ein paar und Eugen Burg. „Eine Verehrerin“, erzählte mir eines Tages S. J., „hat dem Burg ihr ganzes Vermögen hinterlassen.“ „Glaubst du das?“ fragte ich. „Ja“, sagte er, „wenn ich eins hätte: das tät ich auch.“ Für so viel Freude muß man danken. Für so viel geschmackvollen Spaß, für soviel heitere Stunden – für diese blitzsaubere Technik, im Gespräch vom Partner das Wort wie einen Ball abfangen, es zurückwerfen

Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_210.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)