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einen geistigen Hochmut, der durch die Komplimente der Künstler, die sie in Sold und Bewegung setzen, gefördert wird, und das ist schade. Es ist schade, daß ihnen nicht einmal jemand sagt:

„Käse verkaufen ist eine nützliche und vernünftige Sache. Auch dazu gehören Verstand, Schnelligkeit der Entschlußkraft, Kombinationsgabe und Überblick. Den hat aber der Kaufmann von heute nicht gepachtet – viele Menschen haben diese Gaben. Du jedoch, du Kunstkaufmann, bist gar keiner; du bist nur ein verrutschter Konfektionär, entlaufen aus einem Getreidegeschäft oder aus dem Tuchhandel oder Gott weiß woher. Du bist nicht legitimiert, mit uns so umzuspringen – du hast nur das Geld, es zu tun. Begegne mir im Mondschein.“

So spricht kaum einer, weil fast jeder diese Vermittler braucht. Es darf gesagt werden, daß sie ihre Stellung überschätzen und überschreiten und daß sie ihre Arbeit lange nicht so gut tun wie jene, deren Arbeit sie vermitteln.

Vermitteln ist nötig; aber es ist in den seltensten Fällen eine produktive Sache. Diese Tätigkeit wird überschätzt. Wesentlich für ein Kunstwerk sind Urheber und Empfänger. Was dazwischen liegt, ist ein notwendiges Übel.



Zehn Gebote für den Geschäftsmann, der einen Künstler engagiert


1.

Laß ihn in Ruhe.

2.

Überlege dir vorher, ob der Mann für deinen Betrieb paßt; das machst du am besten so, daß du dir seine Werke

Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_172.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2018)