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es ist alles da. Ich will mir zusammenkaufen, was es noch gibt, und dann will ich davon träumen … Den unmöglichen Gedanken zu Ende träumen: Ein deutsches Witzblatt.



Interview mit Frau Doumergue
Paris, im Juli

Es war nicht leicht. Ein Ministerium nach dem andern erklärte sich für unzuständig, schließlich versuchte ich es direkt an der Quelle: beim Sekretär des französischen Präsidenten. Der wies mich ab. Weil ich aber über die „besten Beziehungen“ verfüge (diese Worte sind zu lispeln) – so gelang es mir schließlich doch. Ich hielt ein kleines Kärtchen in der Hand; wenn ich meinem Lexikon Glauben schenken durfte, so stand darauf: „… gibt sich die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß die Frau Präsidentin Sie Montag, den 21. Juli, vormittags 12 Uhr …“ Der Montag kam heran.

Ich rasierte mich erheblich, einmal in die Backe, denn meine Hand war unsicher, man interviewt schließlich nicht alle Tage eine Präsidentin. Obgleich aus Deutschland, hatte ich darin gar keine Übung … Ich fuhr hin.

Sie kennen den Eingang zum Hause des Präsidenten in Paris? Nicht? Es ist sehr hübsch da, ein Posten steht vor der Tür, ein feiner, geschlossener Hof empfängt den Eintretenden, ängstlich hielt ich immerzu meine Karte fest, und wenn mir einer etwas tun wollte, wedelte ich leise mit ihr. Ich stieg über die grauen Steinstufen, wurde in ein herrliches Wartezimmer geführt, das Louis Seizeste, was ich je gesehen habe – dann öffnete ein untersetzter Diener eine hohe Flügeltür. „Mein Herr …“


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Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_018.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)