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werde Geschützfeuer gehört; es sei möglich, dass wir noch in dieser Nacht zum Regiment stossen und am Gefecht teilnehmen müssten. Sobald er die Nachricht erhalte, müsse unsere Abteilung alarmiert werden. Da aber in der Stadt noch andere Truppen lägen, könne er nicht Alarm blasen lassen; die Leute müssten dann geweckt werden und wir sollten in die beiden Teile der Stadt laufen, in denen sie einquartiert wären, und die Unteroffiziere benachrichtigen. Erstens war ich sehr glücklich, dass er mich von allen als einen zuverlässigen Mann auswählte, und zweitens war ja die Sache ungeheuer interessant. Nun stand es also unmittelbar bevor wonach wir seit fünf Monaten leidenschaftlich, sehnsüchtig, resignirt ausgeschaut und was wir zuletzt vor den Mühen des Marsches fast aus den Augen verloren hatten wie den Wald vor Bäumen. Der Leutnant nahm uns gleich mit, er wohnte in einem alten Schloss, in dem es freilich anders aussah als in unserm Quartier. Uns wurde ein Saal im Erdgeschoss angewiesen, der Bursche machte Feuer im Kamin, stellte eine Lampe auf den Sims, brachte uns kalte Küche und im Auftrage des Leutnants zwei Flaschen alten Wein. Da sassen wir nun in dem romantischen Local auf Sesseln am Feuer und tranken uns in die Neujahrsnacht hinein. Den Andern habe ich leider vergessen, den Namen wenigstens, denn ich sehe ihn da vor mir sitzen, einen langen, schlanken Menschen mit angenehmem Gesicht; ich hatte ihn noch kaum kennen gelernt und beim Regiment kamen wir gleich in verschiedene Bataillone,

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Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_37.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)