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es war der Befehl gekommen, einen Teil davon aus den Reihen der jungen Freiwilligen auszusuchen. Unser Bataillon trat an und unsere Herzen klopften, denn das war die erste Entscheidung; wir ahnten noch nicht, dass es für lange die letzte war.

Im ersten Gliede stehen die grössten, im dritten die halbgrossen, im zweiten die kleinen. Ich mass 4 Zoll 2 Strich (über 5 Fuss), und wir Einjährigen müssen wohl eine ziemlich grosse Nation gewesen sein, denn mit dieser Höhe war ich Flügelmann im zweiten Gliede. Nun kam der Kommandeur des Garnisonbataillons, die Glieder wurden auseinander­gezogen, er ging zuerst am ersten, dann am dritten, dann am zweiten entlang und suchte die grössten und stärksten aus; und er war kaum in der Mitte des dritten Gliedes, da waren die 24 Mann beisammen, die mitgeschickt werden sollten; und wir anderen durften nach Hause gehn, um am folgenden Morgen wieder auf der Masch zu exerzieren, während die glücklichen Auserwählten mobilgemacht wurden und schleunigst ausrückten. Am Abend auf der Kneipe brachten wir den zur Verbindung gehörigen den Abschied und priesen sie glücklich. Charles Jung war darunter, ein Halbamerikaner, mit dem ich gut befreundet war.

Diese Kameraden haben die ganze Belagerung von Metz mitgemacht, zwei Monate lang, meist bei Regenwetter, meist untätig in sumpfigen Zelten liegend. Gefallen ist dort keiner, aber mehrere haben sich den Keim zu tötlicher Krankheit geholt. Jung starb etwa sieben Jahre nach dem Kriege als

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Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_09.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)