Seite:Laster der Unzucht (Oest) 263.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

solchen Sprung machen? Man gebe auch nur Acht auf die Jugend, wie bereitwillig und empfänglich sie für einen jeden Unterricht ist, den sie fassen kann. Man wird sich daraus überzeugen, daß die Trägheit beim gewöhnlichen Religionsunterrichte, worüber so oft geklagt wird, keiner natürlichen Abneigung gegen das Gute, sondern dem Mangel deutlicher Begriffe zuzuschreiben ist. Man lehre sie nur zuerst das, was sie begreifen können; dies ist der einzige Weg, ihnen auch das ehrwürdig zu machen, was sie nicht begreifen können. So frühe als möglich führe man Kinder an, in der Natur die bewundernswürdige Ordnung, die weisen Mittel und Endzwecke zu bemerken. Man gehe hiebei immer von Dingen aus, die ihnen bekannt sind und für sie einen Werth haben. Je öfter man sich darüber mit ihnen unterhält, je geläufiger werden ihnen Vorstellungen von der Weisheit und Güte Gottes. Diese Vorstellungen führen immer auch die edelsten Bewegungsgründe zur Tugend mit sich. Dabei stelle man es ihnen lebhaft vor, daß es strafbare Undankbarkeit sey, den weisen Endzwecken Gottes entgegen zu handeln. Jede muthwillige Zerstörung in der Natur, jede Zernichtung auch des kleinsten Wurms ohne Nutzen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_263.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)