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die Bewegungsgründe, den zunehmenden Geschlechtstrieb zu beherrschen, bei der Hand habe. Gut wäre es, wenn man sich es angelegen seyn ließe, hiebei einen gewissen Stufengang zu beobachten, so daß man sich mit den Jahren immer mehr und dringender über diesen Gegenstand unterhielte, und dazu jede Veranlassung, als: das Unglück eines geschändeten Mädchens oder eines unglücklichen lasterhaften Jünglings nutzte; die Jugend auch zuletzt an solche Oerter hinbrächte, wo sie warnende Beispiele der verderblichen Unzucht sehen könnte.*) Hat man einmal den ersten Schritt gethan, so wäre es unverantwortliche Sorglosigkeit, wenn man die Jugend stecken lassen wollte. Vom ersten Unterricht würde leicht nur so viel übrig bleiben, als hinreichend wäre, sie in Versuchungen zu führen.


*) Dies ist eine sehr wichtige Regel, die man nicht genug empfehlen kann. Ich führte einmal einige meiner Zöglinge, nachdem ich eben von den schrecklichen Folgen der Unzuchtssünden mit ihnen geredet hatte, in die Charité zu Berlin, und ich bin versichert, daß die Eindrücke von Abscheu und Entsetzen, die sie daselbst erhielten, aus ihren Seelen nie wieder ausgetilgt werden können.
Campe.
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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_259.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)