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es begreifen, daß diese Reizungen für solche, die das Glück der Liebe in dem Besitz eines tugendhaften Mädchens empfunden haben, nichts Anziehendes haben können; ich kann es aber auch begreifen, daß mancher sonst schuldlose Jüngling nicht so viel Bekanntschaft mit dem Besseren und Schlechteren in diesem Fall hat, daß er nicht das erstemal mit einiger Neugierde vorbeilaufen, das zweite mal schon etwas mehr zögern, dann etwas näher kommen und endlich ins Verderben gerathen sollte. Er hört da vielleicht die erste Süßigkeit aus dem Munde eines Mädchens, hat da die erste Gelegenheit, einen Kuß auf ihren Mund zu drücken. Ihr armseliger Putz, ihr geborgtes Roth ist bei dem Schein der Straßenlampe ihm der Eindruck einer blendenen Schönheit. O, wie mancher scheitert hier mit seiner Unschuld, die er aus dem ländlichen frugalen Hause seiner Eltern mit sich nahm! Und solche Häuser werden gelitten!

Ehedem waren sie nur großen Städten eigen, aber allmählig fangen auch die kleineren an, ihnen diesen Vorzug zu beneiden. In großen Städten hielt man sie für Bedürfniß, weil daselbst Handel, Schiffahrt, Besatzung u. s. w. einen großen Zusammenfluß junger Mannschaft

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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_199.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)