Seite:Laster der Unzucht (Oest) 182.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unmöglich macht und alle ihre guten Vorsätze vereitelt. Würde der Mensch je wider Ueberzeugung handeln, wenn er in dem Augenblick der Leidenschaft Ueberzeugung hätte? Alle wiederholten Fehler wider besser Wissen und Wollen laßen sich aus Leidenschaft und Gewohnheit erklären. Diese müssen also geschwächt und vermieden werden. Und dazu gehört in dem vorliegenden Falle anhaltende Aufmerksamkeit auf die Jugend, daß alle Gelegenheiten vermieden werden, *) welche die gehabten wollüstigen Empfindungen in ihr rege machen könnten. Dazu muß man ihnen behülflich seyn, ja man muß das meiste beinahe selbst thun. Wenn man auch Ursache hat, sich auf ihren guten Willen zuverlassen, so kann man sich doch nicht auf ihre Klugheit und auf ihre Kraft verlaßen. Man muß so lange wenigstens das Meiste thun, bis sie aus der Gewohnheit heraus sind und sich eine ernste Denkungsart schon geläufig gemacht haben. Wieder ein mühsames Geschäft, aber ein Geschäft, das große


*) Besonders die Einsamkeit und die lange Weile. Man sey fest überzeugt, daß ein Kind, daß die Süßigkeit des Lasters schon einmal gekostet hat, diesem Feinde nicht zu widerstehen vermöge.
Campe.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_182.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)