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und schmerzlich seyn würde, dies gethan zu haben. Ja er ward, was ich kaum vermuthen konnte, sehr bewegt, als ich ihm sagte, daß er nie das Glück haben würde, einst Vater zu werden, wenn er fortführe, sich zu schwächen. Er that mit vielen Thränen das Versprechen, die Sünde nie wieder zu begehen, und er hielt es mit einer solchen Aengstlichkeit und mit so vielem Mißtrauen gegen sich selbst, daß er sich kaum bei den nothwendigsten Naturerleichterungen zu berühren wagte. Aus freiem Triebe hatte er sich sogar einmal des Abends mit seinem Strumpfbande sehr mühsam die Hände gebunden. *) Sein Ernst freute mich, und ich vereinigte mich freundschaftlich mit ihm zu einem so guten Zweck. Nach Verlauf eines Vierteljahrs hatte er keine Versuchungen mehr zu diesem Laster. Daß er sie hat überwinden können, da sie ihre größte Macht hatten, bürgt dafür, daß er sie auch ferner wird überwinden können, wenn sie sich auch je, wie sich bei seinem Eifer und Streben dagegen nicht denken läßt, wieder einstellen sollten. Seine Gesundheit, die wenig


*) Eben diese rührende Aeusserung tugendhafter Vorsätze habe ich auch an einigen Kindern erlebt.
Campe.
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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_178.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)