Seite:Laster der Unzucht (Oest) 136.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die uns zu oft von der Jugend abrufen, gleichgültig seyn müße, ist freilich wahr; aber wo beschafte man denn auch je etwas Gutes, wo man nicht zugegen war und selbst würkte?

3. Man gebe der Jugend nie so viele, auch nie solche Arbeit, daß sie dabei ermüden könne.

Nur der erleichterten Uebersicht wegen stelle ich diese Regel hieher. Sie liegt sonst in der vorhergehenden. Sobald die Jugend über eine Arbeit ermüdet, so ist die Arbeit nicht mehr Beschäftigung, und die Jugend ist alsdann bei der Arbeit einsam und müßig. Um hierin überhaupt sicher zu gehen, suche man die Neigung und Fähigkeit eines jeden Kindes zu kennen, und werfe bei der Erziehung den Leisten weg. Jeder fühlt in sich zu gewißen Beschäftigungen ein eigenes Geschick, und wozu er dies Geschick fühlt, dazu hat er auch Lust. Man bestimme also nie, sondern laße die Neigung und Fähigkeit des Kindes bestimmen, und dann ordne und lenke man, daß alles auf der, von der Natur vorgezeichneten Bahn bleibe. *)

Aber der feurigste Trieb kann und muß ermatten.


*) Es versteht sich von selbst, daß diese Regel cum grano salis[1] angewendet werden müsse.
Campe.

Anmerkungen (Wikisource)

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_136.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)