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etwas sagen zu müssen, was ihre Verwunderung gewiß nicht vermindern wird; dieses nemlich: daß ihr Gleichsam, meiner Ueberzeugung nach, allerdings gegründet ist, und daß ich allerdings behaupten will, daß viel beliebte Kinderbücher, zwar nicht gradezu, aber doch mittelbarer Weise darauf abzielen, den Geschlechtstrieb schon in jungen Kindern anzuregen. Und wie das? Theils durch Verfeinerung und Ueberspannung der Empfindungen, theils durch Erweckung der Phantasie, theils durch Gewöhnung an allerlei süßliche Gefühle, welche über kurz oder lang sich in ganz etwas anders aufzulösen pflegen, als was sie anfänglich zu seyn schienen, theils durch wirkliche Vorspiegelungen verliebter Faseleien, die den meisten Modeschriftstellern ein durchaus unentbehrliches Ingredienz belustigender Unterhaltungsbücher, selbst solcher zu seyn scheinen, die für die Jugend bestimmt sind. Sollen die armen Kinder nun auch vollends schon Latein lernen, und sollen ihnen zu diesem Behufe, nach der bisherigen höchstunvernünftigen Methode, auch die Alten schon erklärt werden: so muß man die meisten dieser Alten entweder gar nicht kennen, oder selbst schon alles sittliche Gefühl verloren haben, um nicht einzugestehn, daß die Lesung

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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_126.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)