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„Auch physiologische Beschreibungen und Abbildungen sind (versteht sich mit Einschränkung und unter gewißen Umständen) der Jugend gefährlich. Manche Kupfer in Basedows Elementarwerk habe ich Knaben mit Wollust im Blick betrachten sehen. Auch ist es mir geschehen, daß ein Knabe, der die Kupfer zu Heckers Physiologie durchsahe, den Gehörnerven für ein männliches Geschlechtsglied hielt und seine Mitschüler darauf aufmerksam machte.“

Es braucht hier nicht erst weitläufig gezeigt zu werden, durch welche Verbindung unter den Vorstellungen und durch welchen Gang der Empfindungen Kinder von so kleinscheinenden Anfängen bis zur Vollziehung des schrecklichsten Lasters fortrücken. Alles läßt sich aus der Neuheit der Sache, die der Wißbegierde schmeichelt; aus dem natürlichem Reiz, der im Körper liegt; aus dem Spiel der Einbildungskraft, das diesen Reiz immer mehr weckt und aus der leichten Befriedigungsart erklären. Dabei würken denn allerlei Umstände mit oder entgegen, woher es denn kömmt, daß manchmal der unglückliche Schritt beschleunigt, manchmal verzögert und zuweilen verhindert wird. Es kömmt bei dem allen sehr viel auf die ganze übrige Erziehung an.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_123.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)